Der Klützer Winkel – ein Brennpunkt der Weltliteratur?

Sind Klütz und der Klützer Winkel ein Brennpunkt der Literatur, gar der Weltliteratur? Dieser spannenden Frage ging der Kieler Johnson-Experte Rainer Paasch-Beeck im Literaturhaus nach. Eine Hommage an Uwe Johnson zu seinem 88. Geburtstag am 20. Juli.

In seinem aufschlussreichen und amüsanten Vortrag spannte Paasch-Beeck den Bogen von Fritz Reuter über Uwe Johnson bis hin zu Janne Mommsen. Die eher rhetorisch angelegte Eingangsfrage konnte also ganz klar mit einem Ja beantwortet werden. Hatten doch namhafte und bedeutende Autoren wie eben Fritz Reuter, Uwe Johnson, Christa Wolf, Peter Härtling, F. C. Delius oder Gisa Klönne die Stadt Klütz und den Klützer Winkel zum Schauplatz ihrer Romane oder Erzählungen gemacht. Selbst das Klützer Literaturhaus „Uwe Johnson“ und sogar die Gaststätte „Frät Kraug“ haben gleich mehrfach den Sprung in die Literatur geschafft.

Fritz Reuter begleitete seine Frau Luise, die Tochter des Roggenstorfer Pastors, ab 1855 regelmäßig nach Boltenhagen zur Kur und schrieb über diese Besuche in seinen Briefen. Der erfundene Ort Jerichow, der frappierende Ähnlichkeiten mit Klütz aufweist, ist nicht nur Schauplatz in Johnsons Hauptwerk „Jahrestage. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl“ von 1970. Schon in dem bereits 1959 erschienenen Roman „Mutmaßungen über Jakob“ finden sich wunderbare Beschreibungen, die die Stimmung des Ortes nahe der Ostsee wiedergeben: Jerichow war früher eine Bauernstadt gewesen und zumeist im Eigentum einer einzigen Familie von Adel: das waren tausend und ein Haus an der mecklenburgischen Ostseeküste, wohin der Wind grau und rauh kam das ganze Jahr …; zum Strand war es eine Stunde zu gehen, am Bruch entlang und dann zwischen den Feldern.“

In ihre eigene mecklenburgische Familiengeschichte taucht die Krimiautorin Gisa Klönne mit ihrem Roman „Das Lied der Stare nach dem Frost“ ein. Sie spürt darin dunkle Familiengeheimnisse auf und stellt die Verbindung zu zwei in Klütz wirkenden Pastoren her, die sich mit den Nationalsozialisten verbündet hatten.

Schloss Kalkhorst ist u. a. Handlungsort des autofiktionalen Romans „Kindheitsmuster“ von Christa Wolf. 1945 bis 1947 kurierte sie ihre Lungenkrankheit in dem zum Sanatorium umfunktionierten Schloss aus und beschrieb die bedrückenden Zustände während ihres Aufenthalts.

Eher heiter und leichtfüßig hingegen kommt der Roman „Mein wunderbarer Küstenchor“ des nordfriesischen Autors Janne Mommens daher. Klütz und der Klützer Winkel werden darin zum Sehnsuchts- und Handlungsort mit viel Musik und einer Chorgemeinschaft.

„Blutspur am Schloss Bothmer“ – auch der neue historische Ostseekrimi von Frank Pergande spielt in Klütz. Die Geschichte eines Arpshagener Pächters der Grafen von Bothmer aus dem 19. Jahrhundert ist auf eine wahre Begebenheit zurückzuführen.

Einige der oben genannten Autoren haben bereits im Literaturhaus „Uwe Johnson“ aus ihren Romanen gelesen. Auf die „Blutspur am Schloss Bothmer“ dürfen sich Besucherinnen und Besucher schon jetzt freuen, eine Krimilesung ist demnächst vorgesehen.

Der Vortrag von Rainer Paasch-Beeck anlässlich des 88. Geburtstages von Uwe Johnson war eine gemeinsame Veranstaltung des Literaturhauses und des Fördervereins.

Foto:

Ist der Klützer Winkel ein Brennpunkt der Weltliteratur? Dieser spannenden Fragen ging Rainer Paasch-Beeck im Literaturhaus „Uwe Johnson“ nach. (c) Barbara Stierand