Leben und Werk

„Uwe Johnson“ – Schriftsteller der beiden Deutschland

Uwe Johnson (1934 – 1984) gilt heute als einer der wichtigsten deutschen Autoren der Nachkriegszeit. Sein literarisches Werk ist geprägt durch Ereignisse im geteilten Deutschland, doch es ist mehr als nur eine Dokumentation des Ost-West-Konflikts. Es ist vielschichtig, von Erfahrungen in der Alten und der Neuen Welt geprägt, provokant, erzähltechnisch und sprachkünstlerisch innovativ. Überblickt man das Gesamtwerk des Schriftstellers, das aus fünf Romanen, diversen kürzeren Prosaarbeiten, Nachlassfragmenten und zwei nichtfiktionalen Arbeiten besteht, so werden gleichbleibende Erzählmuster erkennbar. Seine Werke sind geprägt von Polyphonie, Intertextualität, analytischem Erzählen und dem topographischen Erzählprinzip. Jeden literarischen Ort, jede fiktive Person, jeden erfundenen Vorgang verknüpfte er mit realen Elementen. Diese nehmen jedoch weniger Bezug auf die eigene Biographie, als vielmehr auf seine Zeit.

Biografie

  • 1934 geboren am 20.Juli in Cammin/ Pommern (heute Kamiè Pomorski/ Polen)
  • 1939 Geburt der Schwester Elke
  • 1934-44 aufgewachsen in Anklam (Vorpommern)
  • 1944-45 Besuch einer nationalsozialistischen „Deutschen Heimschule“ in Kosten (Koscian/ Polen)
  • 1945 Flucht der Familie Johnson nach Recknitz in Mecklenburg
  • 1945 Erich Johnson wird interniert und in ein sowjetisches Lager in der Ukraine deportiert
  • 1946 Umzug mit Mutter und Schwester nach Güstrow
  • 1948 Erich Johnson wird für tot erklärt
  • 1948-52 Besuch der John-Brinckman-Oberschule in Güstrow
  • 1952-56 Studium der Germanistik in Rostock
  • ab 1954 Fortsetzung des Studiums in Leipzig
  • 1953-56 Arbeit an seinem ersten Roman „Ingrid Babendererde“
  • 1956 Abschluss des Studiums mit einer Diplomarbeit über Ernst Barlachs „Der gestohlene Mond“,
    Erna und Elke Johnson fliehen in den Westen
  • 1957-59 freiberufliche Tätigkeit als Lektor und Übersetzer
  • 1959 Umzug nach Westberlin
  • 1960 Fontane-Preis der Stadt Berlin
  • 1961 erste USA-Reise
  • 1962 Stipendiat der Villa Massimo in Rom, Heirat mit Elisabeth Schmidt, Geburt der Tochter, Internationaler Verlegerpreis
  • 1963 Tod der Mutter
  • 1965 USA-Reise zusammen mit Günter Grass
  • 1966-68 Arbeit als Schulbuchlektor bei Harcourt, Brace & World in New York, Beginn der Arbeit an den „Jahrestagen“
  • 1971 Georg-Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung
  • 1974 Umzug nach Sheerness-on-Sea, Kent (England)
  • 1975 Wilhelm-Raabe-Preis der Stadt Braunschweig
  • 1977 Aufnahme in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung
  • 1978 Verleihung des Thomas-Mann-Preises der Stadt Lübeck
  • 1979 Thomas-Mann-Preis der Stadt Lübeck, Gastdozent für Poetik an der Goethe-Universität Frankfurt am Main
  • 1983 Literaturpreis der Stadt Köln
  • 1984 Johnson stirbt in der Nacht vom 23. zum 24. Februar in seinem Haus in Sheerness an Herzversagen

Werke

  • 1959 „Mutmassungen über Jakob“
  • 1961 „Das dritte Buch über Achim“
  • 1962 Übersetzung von John Knowles „A separate peace“ („In diesem Land”)
  • 1964 „Boykott der Berliner Stadtbahn“, „Karsch und andere Prosa“
  • 1965 „Eine Kneipe geht verloren“, „Zwei Ansichten“, Edition von Bertolt Brechts „Me-ti. Buch der Wendungen“
  • 1970 „Jahrestage. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl“, Band 1
  • 1971 „Jahrestage. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl“, Band 2
  • 1973 „Jahrestage. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl“, Band 3
  • 1974 „Eine Reise nach Klagenfurt“
  • 1975 „Berliner Sachen. Aufsätze“, „Max Frisch: Stichworte. Ausgesucht von Uwe Johnson“, Arbeit an „Heute neunzig Jahr“ und „Marthas Ferien“
  • 1976 Nacherzählung von Philipp Otto Runge „Von dem Fischer un syner Frau“ und Nachwort
  • 1977 Herausgabe von Margret Boveri „Verzweigungen. Eine Autobiographie“ und Nachwort
  • 1980 „Begleitumstände. Frankfurter Vorlesungen“
  • 1981 „Skizze eines Verunglückten“
  • 1983 „Jahrestage. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl“, Band 4
  • 1985 „Ingrid Babendererde. Reifeprüfung 1953“
  • 1987 „Der fünfte Kanal“
  • 1996 „Heute neunzig Jahr“
  • 2010 „Ich wollte keine Frage ausgelassen haben. Gespräche mit Fluchthelfern“
  • 2012 „Das Nibelungenlied“

Briefwechsel (Auswahl)

  • 1999 Uwe Johnson – Siegfried Unseld. Der Briefwechsel.
  • 1999 Der Briefwechsel Max Frisch – Uwe Johnson 1964-1983.
  • 2004 Hannah Arendt – Uwe Johnson. Der Briefwechsel 1967-1975.
  • 2006 „Liebes Fritzchen“ – „Lieber Groß-Uwe“. Uwe Johnson – Fritz J. Raddatz. Der Briefwechsel.
  • 2007 Uwe Johnson – Anna Grass – Günter Grass. Der Briefwechsel.
  • 2009 „für Zwecke der brutalen Verständigung“. Hans Magnus Enzensberger – Uwe Johnson. Der Briefwechsel.

Literatur über Uwe Johnson (Auswahl)

  • Baumgart, Reinhard (Hg.) (1970): „Über Uwe Johnson“. Frankfurt/Main: Suhrkamp Verlag.
  • Bengel, Michael (1985): Johnsons Jahrestage. Frankfurt/Main: Suhrkamp Verlag.
  • Berbig, Roland mit Herold, Thomas, Treptow, Gesine, Wild, Thomas (Hgg.) (2002): Uwe Johnson.
  • Befreundungen. Gespräche, Dokumente, Essays. Berlin: KONTEXT Verlag.
  • Berbig, Roland; Wizisla, Erdmut (Hgg.) (1994): „Wo ich her bin…“. Uwe Johnson in der D.D.R. Berlin: KONTEXT Verlag.
  • Bierwisch, Manfred (1993): Fünfundzwanzig Jahre mit Ossian. In: Johnson-Jahrbuch 1/1994. hrsg. von Ulrich Fries und Holger Helbig. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
  • Böll, Heinrich (1986): Die Fähigkeit zu trauern. Schriften und Reden 1983-1985. Bornheim-Merten: Lamuv.
  • Du. Die Zeitschrift der Kultur, Heft 10/1992.
  • Fahlke, Eberhard (1988): Ich überlege mir die Geschichte“. Uwe Johnson im Gespräch. Frankfurt/Main: Suhrkamp Verlag.
  • Fahlke, Eberhard (1994): Die Katze Erinnerung. Uwe Johnson – Eine Chronik in Briefen und Bildern. Frankfurt/Main: Suhrkamp Verlag.
  • Fries, Ulrich; Helbig, Holger (Hgg.) (1994): Johnson-Jahrbuch 1/1994. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht.
  • Golisch, Stefanie (1994): Uwe Johnson zur Einführung. Hamburg: Junius.
  • Grambow, Jürgen (2000): Uwe Johnson. Reinbek: Rowohlt.
  • Hanuschek, Sven ((1994): Uwe Johnson. Berlin: Morgenbuch-Verlag.
  • Helbig, Holger; Kokol, Klaus; Müller, Irmgard; Spaeth, Dietrich; Fries, Ulrich (1999): Johnsons „Jahrestage“. Der Kommentar. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
  • Hofmann, Michael (2001): Uwe Johnson. Stuttgart: Reclam.
  • Leuchtenberger, Katja (2010): Uwe Johnson. Leben-Werk-Wirkung. Berlin: Suhrkamp Verlag.