Dauerausstellung

Die Dauerausstellung im Literaturhaus „Uwe Johnson“

Der ehemalige Getreidespeicher ist ein ungewöhnlicher Ort für die Dauerausstellung über den Schriftsteller Uwe Johnson. In der Regel befinden sich die Dichter- und Literaturausstellungen in Deutschland im Geburts-, Wohn- oder Sterbehaus ihres Autors. Im Fall des Literaturhauses „Uwe Johnson“ liegen andere Voraussetzungen vor, denn Uwe Johnson ist weder in Klütz geboren noch gestorben, auch konnte bisher kein anderer konkreter Wohnort in der Stadt festgestellt werden. Stattdessen gibt es inhaltliche Bezüge zwischen unserem Klütz und Johnsons Texten, insbesondere zu seinem Hauptwerk „Jahrestage. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl“. Für die Gestaltung der fiktiven Stadt Jerichow, die Ausgangspunkt des Romans ist, ließ sich Uwe Johnson von Briefpartnern reale mecklenburgische Kleinstädte beschreiben. Klütz hielt er in diesem Zusammenhang für besonders geeignet.


Erste Ausstellungsebene

Die erste Ausstellungsebene wirft unter dem Motto „Verzweigungen“ anhand verschiedener Stationen Schlaglichter auf maßgebliche Aspekte in Johnsons Leben. Drehbare Schautafeln geben eine Übersicht über Johnsons Werke und stellen mit einem Lebensstrahl die wichtigsten Ereignisse vor. Darüber hinaus werden auch die Werke „Ingrid Babendererde“, „Mutmassungen über Jakob“ und „Zwei Ansichten“ näher vorgestellt.
An der Station „Andere über mich“ berichten Schriftsteller und Freunde über ihre Begegnungen mit Uwe Johnson. Unter anderem kommen Hannah Arendt, Luise Rinser, Günter Kunert, Hans Werner Richter u.v.m. zu Wort. Weitere Stationen geben Einblicke in besondere Arbeitsprojekte und Ereignisse in Uwe Johnson Leben.


Zweite Ausstellungsebene

An die biographisch orientierte Präsentation schließt sich im darüberliegenden Geschoß eine thematische Ausstellung, die den Besucher nach der Vorstellung der Person des Autors nun mit dessen literarischer Arbeitsweise vertraut macht. Leitfaden für die Präsentation unter dem Titel „Tatsächliche Erfindungen“ ist Johnsons literarisches Spiel mit Realität und Fiktion. Die Wirklichkeitsgestaltung in den Johnsonschen Texten ist nicht willkürlich, sondern unterliegt poetologischen Prinzipien. Biographische, topographische und historische Erinnerungen sind ein evidenter Bestandteil von Johnsons Prinzip des „tatsächlichen Erfindens“.
Die Themenkreise dieser Ebene wie die Stationen „Mecklenburg – Ein Ort der Erinnerung“ und „Mit Zeitungen erzählen“ setzen nicht nur Leben und Werk Johnsons in Beziehung, sondern sie geben auch explizit der Bedeutung Mecklenburgs für den Schriftsteller Raum. In Johnsons Texten findet sich zum Teil eine genaue Wiedergabe der Realität. Versucht man jedoch die literarischen Orte mit dieser abzugleichen, so scheitert man bereits auf der Suche nach dem einfachen Abbild. Letztlich sind die Orte überall und nirgends in Mecklenburg auffindbar. Dahinter steht Johnsons episches Prinzip: Realität wird in Einzelteile zerlegt und mit zusätzlichen fiktionalen Teilen neu zusammengefügt, so entsteht wie er es nannte ein „Modell von Welt“.
Eine Hör- und eine Medienstation ermöglichen es dem Besucher, dem Autor nicht nur lesend zu begegnen. Es kann seiner Stimme gelauscht werden und sich im wahrsten Sinne des Wortes ein Bild von ihm gemacht werden.